Element of Crime trifft Blues will eat

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26.02.2015 von axeage

Viel Musik am vergangenen Wochenende. Am Freitag führte die Deutschland-Tournee von Element of Crime Sven Regener und seine Rentnerband nach Erlangen in die Heinrich Lades Halle und tags darauf fand eins der schönsten Blues-Events in Nürnberg statt, das Blues Will Eat Festival im K4.

Doch der Reihe nach.
Element of Crime darf man inzwischen bescheinigen, oben angekommen zu sein. Nicht ganz oben, aber für eine Band, die deutsche Texte singt, doch ziemlich weit oben. Der Laden war voll und im Gegensatz zum letzten Mal, als ich die Truppe gesehen und gehört habe – 2011 in der Alten Posthalle in Würzburg – waren sowohl Bühnenshow, als auch Interaktion mit dem Publikum wesentlich auffälliger und ausgeprägter, wenn man von einem Kauz wie Regener überhaupt von Interaktion sprechen kann. Immerhin hat er sich dazu aufraffen können, zwischen den Liedern mehr als Vielen Dank und So ist das zu sagen und auch seine Körpersprache hatte sich verändert, vor allem dann, wenn es rhythmisch einmal zur Sache ging und er wild mit Armen und Trompete rudernd in ein tremorgleiches Wippen verfiel. Für Regeners Verhältnisse durfte man das durchaus ekstatisch nennen, vor zwanzig Jahren hätte man gesagt, Sven ist total ausgerastet.

Wenn es wieder ruhiger wurde und Herr Regener mit hochgerissenen Armen zu einem traulichen Romantik aufrief, wünschte man sich allerdings die guten alten Clubkonzert-Zeiten zurück, bei denen man die Texte etwas besser verstand und die gesamte Show, nebst Sound noch etwas rumpeliger und rustikaler daherkam. An der Lightshow war übrigens am deutlichsten zu erkennen, in welcher Liga diese Band inzwischen spielt. Strahlten vor Jahren nur ein paar einsame, gelbliche Scheinwerfer von der Decke, tauchte an diesem Abend neueste Leuchtdiotentechnologie Bühne und Zuschauerraum in ein grelles Farbenspektrum.

EoC-Erlangen

Lieblingsfarben ohne Tiere – Element of Crime in Erlangen

Auch am Arrangement des einen oder anderen Stücks wurde geschraubt, so dass sich das Konzert nicht wie in der Vergangenheit gerne aufs reine Abnudeln der Songs beschränkte. Nachdem die neue CD Lieblingsfarben und Tiere erst im September letzten Jahres herausgekommen war, hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass hauptsächlich Lieder daraus gespielt würden, aber geboten wurde eine schöne Mischung aus alten, ganz alten und frischen Songs.

Nach tapferen drei Zugaben ging schließlich ein schöner Liederabend zu Ende. Natürlich mit Delmenhorst und natürlich mit den segensreichen Worten von Sven Regener Lehmann: So ist das!

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Am Samstag dann Blues Will Eat, die alte Dame unter den in Franken etablierten Blues-Festivals. Im Gegensatz zu Wendelstein und Roth wird diese Festival nicht von der öffentlichen Hand subventioniert und wahrscheinlich macht gerade der Umstand, dass hier sowohl auf Seiten der Veranstalter, als auch bei Musikfans und Musikern nahezu ausschließlich enthusiastische Bluesfans am Werk sind, den Erfolg dieser äußerst sympathischen Veranstaltung aus.

Los ging’s pünktlich im Großen Saal mit Charles M. Mailer & the Sunhill Palace Band. Eine hervorragend eingespielte Band, die mir sehr gut gefallen hat, nicht nur weil Bandleader Charles M. Mailer ein hervorragender Keyboarder ist und eine amtliche Bluesstimme hat, sondern auch, weil ich seit Jahren keinen MOOG mehr gehört hatte (ich glaube, live überhaupt noch nie) und weil der aber ganz großartig zu der Art von Musik dieser Band passt.

BWE-01-CharlesMailer

Nicht mehr so häufig zu sehen und zu hören: MOOG Synthesizer bei Charles M. Mailer & the Sunhill Palace Band

Dann ab ins Hinterzimmer zu ganz anderen, vor allem leiseren Tönen bei den Alligators of Swing. Drei etwas betagtere Herren, die schon lange auf den Brettern sämtlicher fränkischer Bluesbühnen zu Hause sind, spielten routiniert und souverän Swing-, Jazz- und Bluesnummern mit Saxophon, Kontrabass und Klavier. Handgedengelte Musik, wie man sie jederzeit und an jedem Ort hören kann.

Hier ist mir ein außergewöhnliches Foto gelungen. Ich werde den Herren demnächst vorschlagen, sich Phantoms of Swing zu nennen.

The Phantoms formerly known as Alligators of Swing

Der dritte Gig, den ich besucht habe, fand im Zentralcafe statt. Dennis Schütze & His Electric Combo. Vor genau sechs Jahren spielte er bereits mit seiner Akustik-Besetzung beim BWE im Hinterzimmer und ich habe an dieser Stelle darüber berichtet.

Was soll ich sagen: Die vier Jungs bieten Country- und Folk-Blues in klassischer Besetzung mit Akustik- und E-Gitarre, Bass und Schlagzeug, wie man ihn perfekter kaum spielen kann. Allein Jochen Volpert an der E-Gitarre zuzusehen und natürlich zuzuhören, macht so viel Freude, dass man sich wünscht, er würde gar nicht mehr damit aufhören. Da ist nichts redundant, da ist nichts abgedroschen, bei nahezu jedem Lick hat man den Eindruck, er wurde eben erst in dieser Sekunde, in diesem Augenblick erfunden.

Dennis Schütze ist ein souveräner und charismatischer Bandleader mit einer schönen, amerikanischen Gesangsstimme. Fast sämtliche Songs an diesem Abend stammen aus seiner Feder und zeichnen sich durch stimmige, teilweise ausgefeilte Arrangements aus. Seine neue CD Unsung Songs läuft seit ein paar Wochen in meinem Auto rauf und runter.

Dass Schütze und Volpert so richtig funktionieren, liegt natürlich auch an deren Rhythmus-Abteilung mit Camilo Goitia am Bass und Stefan Schön am Schlagzeug. Auf den Punkt folgen sie ihren Frontmännern und Stefan Schön liefert mit einem Headset-Mikro sogar noch die zweite Stimme beim einen oder anderen Song. Ein rundum gelungener Gig!

Dennis Schütze & His Electric Combo singt Unsung Songs

Zum Schluss dann noch die großartige R&B Formation The Magictones. Wie es der Zufall will, spielte auch diese Band vor 6 Jahren beim BWE im Großen Saal. Blues Brothers und James Brown Klassiker an der Zahl. Der Sound war so gut und die Spielfreude der zehn Herren so ansteckend, dass ich bis zum Schluss geblieben bin. Immerhin war es dann schon nach 1:00 Uhr am Sonntag.

The Magictones – Spielfreude hoch zehn

The Magictones – Spielfreude hoch zehn

Zu Hause habe ich mir noch ein Glas Rotwein gegönnt und nach den vielen Blues-Varianten eine CD von Element of Crime aufgelegt: Mittelpunkt der Welt. Der Titelsong kommt mit zwei Akkorden aus und ist trotzdem wunderschön. Nach so viel Musik zieht man sich gerne auf das Wesentliche zurück. Gute Nacht!

Ein Kommentar zu “Element of Crime trifft Blues will eat

  1. Hallo Axel, danke für diesen schönen Artikel und Dein Lob aus berufenem Munde – BWE war schon super.

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